Der Pferdeapfel

Es furzt das Pferd im Morgentau,
die Wiese grün – der Himmel blau.
Da kommt ein Maulwurf, blind, und winkt
und sagt dem Pferd: “Hallo, es stinkt!”

Doch dieses ist nicht wirklich müde
und darüber auch nicht prüde –
läßt einen Apfel rasch herunter,
zu dumm – der Maulwurf steht darunter.

So steht er da, mit voller Pracht,
mit dem, was nun auf ihn gekracht
und schimpft erbost: “Oh Gott, oh Graus!”
Der Apfel kam von hinten raus!

Darauf empört sich schnell das Pferd
und fragt gleich an, wer sich beschwert.
Es sei noch niemals hier passiert,
daß jemand solche Wort’ verliert!

Der Maulwurf schreit: “Du bist wohl blind?”
Darauf das Pferd: “Wer schreit, der spinnt!”
Da sagt der Maulwurf: “Ich zieh’ Leine!”
und zwickt dem Pferd noch in die Beine. 

Das Pferd schlägt aus – der Maulwurf fliegt …
jetzt steht die Frage, wer wohl siegt?
Der Maulwurf landet – das ist neu:
in einem Kübel voll mit Heu.

So liegt der Maulwurf weich im Bett.
Das Pferd findet das gar nicht nett,
daß jemand hier im Essen hockt,
das hat es sich jetzt eingebrockt.

Doch das Pferd, das steht auf Wiesen,
muß ganz plötzlich lautstark niesen.
So fällt der Maulwurf auf die Erde,
der sich fragt, was aus ihm werde.

Er fällt, das muß ich wirklich sagen,
in sein Loch, das selbst gegraben.
Das Pferd scharrt schnell die Erde drüber 
und sagt dann noch: “Das war’s, mein Lieber!”

Und die Moral von der Geschicht?

Ja, ich weiß es selber nicht!

© Kay Fischer, 2007