Zoopresseschau 3.12.2010

Zoopresseschau

Ausgabe 552 vom 3. Dezember 2010
Neue Veröffentlichungen

Kay Fischer
Zootopolis

Aus der Verlagsbeschreibung:
Als die Journalistin Eveline Riverday von ihrer einjährigen Studienreise zurückkehrt, erfährt sie, daß der Zoo ihrer Heimatstadt umzieht. Der neue Direktor Prof. Lamina will sämtliche Tiere auf eine Insel bringen, um dort den “Zoo der Zukunft” zu gründen. Mehr als 40mal war Kay Fischer in zoologischen Gärten zu Besuch, darunter in Berlin, Leipzig und Hamburg, hatte hinter die Kulissen geschaut und mit Tierärzten und -pflegern gesprochen. Fortan beschäftigte ihn die Frage, wie der “Zoo der Zukunft” aussehen könnte. So entstand das 288 Seiten starke Buch, das der Autor selbst illustriert hat (Tierzeichnungen) und nun erschienen ist. “Zootopolis” ist der erste, zoologische Roman mit Liebe zum tierischen Detail, interessanten Charakteren, Fakten und Visionen. Jeder, der ein Faible für Tiere, insbesondere für zoologische Gärten hat, findet hier ein Buch, das sich in der Zukunft möglicherweise bewahrheiten wird. www.kayfischer.de

Besprechung:
Wenn man gewöhnlich Fachbücher rezensiert oder korrigiert, fällt es besonders schwer, einen Roman oder besser gesagt, eine phantastisch-utopische Erzählung einfach nur zu lesen, die genau im gleichen Fachgebiet spielt: Zoos, Zooplanung, Zookonzepte. Da wird ein Zoo, trotz Protesten der Zoobesucher, komplett aufgelöst und per moderner Arche an einen geheimen Ort umgesiedelt. Was steckt dahinter – dubioser Tierhandel, der ultimative Zoo der Zukunft oder eine weltweite Zooverschwörung? Journalistin Riverday schleust sich ein und erfährt nach und nach die Wahrheit. Im mittleren Teil hat das Buch seine Längen, wenn der Zoodirektor durch das Schiff wandert und zu jeder Tierart eine Kurz-Wiki-Abhandlung von sich geben muß. Und, ja, der Autor hat manchmal etwas falsch verstanden oder ein paar Fakten verwechselt – oder sind das künstlerische Freiheiten, Kunstgriffe, um zum Nachdenken anzuregen, oder gezielt eingebaute Schwächen der Protagonisten? Wer sich sein ganzes Leben mit der Frage nach dem Zoo der Zukunft beschäftigt hat, erwartet vom Ende des Buches vielleicht zu viel, oder hätte sich mehr Details gewünscht – vieles bleibt verschwommen, oder besser: absichtlich offen gelassen. Wie gut, daß der Autor gar nicht erst versucht, den Lesern seinen Idealzoo aufzudrängen, im Gegenteil: es bleibt stets unklar, auf welcher Seite der Autor selbst steht, welchen Argumenten und Überzeugungen seiner Figuren er selbst folgen würde und wie weit.
Aber, erneut: Dies ist kein Fachbuch, sondern Belletristik, hier sollte man keine Patentrezepte und Planungsentwürfe erwarten – sondern genau das, was das Buch schafft: Anregende Unterhaltung mit vielen, vielen aufgeworfenen Fragen (die zu lösen es schon Tagungen und Workshops zuhauf gab) und fast auf jeder Seite Grund genug, innezuhalten und sich eigene Gedanken zu machen – Zoo-Fachleute ebenso wie Otto-Normal-Zoobesucher. Gute, leichte Unterhaltung mit einem mehr als ungewöhnlichen Thema – lassen Sie sich darauf ein! D.P.

Taschenbuch, 288 Seiten, Books on Demand, ISBN: 3839155487
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