Der Krokus

Ein Krokus fühlte sich sehr klein,
doch da war er nicht allein.
Denn auf der großen, grünen Wiese
hatten alle diese Krise.

Plötzlich kam ein Fotograf,
legte die Kamera ganz brav
auf den Boden, klickt famos,
so wurd’ der Krokus wieder groß!

Es ist also, dass ich nicht lache,
für jeden eine Ansichtssache.
Ein Käfer sieht sie wie Elefanten
und sagt viel lieber: Krokofanten.

© Kay Fischer 2016 

Ein Schwan im Park

Zu dieser Zeit, vor einem Jahr,
wurd’ sie von uns gesehen.
Sie war schneeweiß und wunderbar,
um uns war es geschehen.

Sie hat den ganzen Park entzückt,
die jungen und die alten.
Nach vierzig Jahr’n war es geglückt,
wir wollten sie behalten.

Weißer Flaum und Löwenzahn,
bei Regen, Wind und Sonne.
Enten, Küken und ein Schwan,
die Ruhe war die Wonne.

Frühling, Sommer – bis Oktober,
schwamm sie in unserem Teich.
Dann nahm sie jemand in den Schuber,
fortan war alles gleich.

Schwänin Rosie, danke dir
für diese schönen Tage.
Du bist schon lange nicht mehr hier,
auf dass ich es ertrage …

Du lebst am Wannsee, irgendwo,
uns trennt wohl nur ein Hügel?
Wir hoffen, du bist immer froh,
denk’ dran, du hast ja Flügel …

© Kay Fischer 2016 

Ein Vampir spielt Klavier

Ein Vampir
spielt Klavier,
hier in Trier,
als wär’s ne Zier.

Er hat’s Papier
im Visier,
Noten hier
auf dem Spalier.

Doch um vier
trinkt er ein Bier.
Niemand kapier,
warum hier?

Ist das schier
eine Gier,
dass er das Bier
mal eb’n probier?

Ein Fakir
sich interessier
für den Vampir
und isolier
das Elixier:

Wer schnabulier,
bald randalier,
wird Passagier
im Knast-Revier!

Der Vampir
das tolerier
und akzeptier
er spielt Klavier
halt ohne Bier!

Doch der Fakir
nicht fantasier,
er trinkt das Bier!
Was jetzt passier?

Ein Barbier
sich interessier
und isolier
das Elixier.

Doch der Barbier
schnell resümier,
was resultier:
Es ist kein Bier …
… mehr hier!
Um vier!

Doch der Vampir
das ignorier,
sich konzentrier,
und spielt Klavier,
bis weit nach vier;
was ich hier
mal eb’n notier.

Hat das jeder jetzt kapier?

© Kay Fischer 2015

Die Welle

Ne Welle schwamm nach Sansibar
sie fand es da ganz wunderbar.
Dann schwamm sie zu dem Nordpol bald –
doch da war es ihr zu kalt!

Europa war ihr nächstes Ziel
sie versprach sich davon viel,
doch ihr kam’s dort spanisch vor –
also gings nach Equador.

Doch sie reiste stets alleine
diese Welle, diese eine.
Also kam sie angeschlichen
um sich zu verehelichen.

Petrus daher schnell entschlossen
eine zweite Well’ gegossen.
Er schwappte sie ins Meer hinein –
nun war die Welle schon zu zwei’n.

Irgendwann, so konnt’ man lesen
waren es dann drei gewesen.
Viere, fünfe – bald schon zehn
konnte man im Meere seh’n!

Sie vermehrten sich wie Hasen
um dann über’s Meer zu rasen!
Bald schon hatte jede Welle
an jeder Stelle eine Delle!

Alles tobte kreuz und quer
durch das aufgewühlte Meer.
“Petrus, iss mal ‘ne Salami!”
“Geht nicht! Draußen wütet ein Tsunami!
Ach hätte ich das bloß gelassen,
immer diese Wassermassen!”

Petrus sprach: “Jetzt macht mal Pause
mit der riesengroßen Sause!”
Schließlich wurd’n die Wellen müde –
was für eine Attitüde …

Petrus sprach: “Jetzt geht beiseite!”
Und die Well’n suchten das Weite.
Petrus sprach: “Das find ich gut.
Das heißt ab jetzt ‘Ebbe und Flut’!”

© Kay Fischer 2013

Der Elefant

Aus Rüsselsheim, das ist bekannt,
kam der allererste Elefant.
Doch mit vier Beinen und zwei Ohr’
kam er sich doch recht seltsam vor.
Und dieser Rüssel im Gesicht,
ihn dort zu tragen schien wohl Pflicht?
Und außerdem, ja das ist Fakt:
War er zudem noch splitternackt!

So ging er dann zum Bürgermeister
von Rüsselsheim – oh Gott, wie heißt er?
Den Namen hat er längst vergessen,
sein Tag bestand ja nur aus Fressen!
Doch egal, jetzt war er da
beim Bürgermeister ‘Großpapa’,
um ihn zu fragen, was ihn geritten
und nach welchen guten Sitten
man so auszusehen habe,
es sei doch wirklich keine Gabe,
dieser Rüssel im Gesicht –
nein, das ging nun wirklich nicht.

Doch der Typ, der vor ihm saß
gerade seine Zeitung las.
Und als er diese schließlich senkte,
jetzt endlich Aufmerksamkeit schenkte –
da sah der Elefant im nu:
Vor ihm saß ein M a r a b u!

Dieser Vogel – Schreck, oh Graus –
sah ja furchtbar häßlich aus:
Langer Schnabel, kahle Stirn,
hier und da ein Haar wie Zwirn,
lange Beine, Augen klein …
das soll der Bürgermeister sein?

Da ging der Elefant nach Haus.
Er sah doch ganz passabel aus.
Denn auf irgendeine Weise
hat schließlich jeder (Körper) eine Meise …

© Kay Fischer 2011 

Im Zoo …

Es war einmal ein kleiner Zoo,
dort lebte einst ein Affe.
Doch dieser war nicht wirklich froh –
er liebte die Giraffe!

Mathilde hieß das lange Tier,
auch sie hatte Liebeskummer,
sie wünschte sich in ihr’m Quartier
den riesengroßen Hummer.

Doch dieser war kein Krustenvieh,
so hieß der Elefant!
Er beachtete Mathilde nie …
er liebte nur den Sand.

Da kam der Aff’ auf die Idee,
eine Brück’ aus Sand zu bauen.
Das fanden alle ganz okay,
fast wär’ es hingehauen …

Wenn da mal nicht Brunhilde wär’,
ein Nilpferd mit scharf Zähnen.
Sie kam der Truppe in die Quer,
man muß es so erwähnen …

Sie war dagegen, wollte kein’
weil Affen so sehr schwitzen!
Da ließ der Aff’ das Bauen sein
und blieb alleine sitzen.

Doch ist das nicht der Story End,
denn Hummers Rüssel überspannte
den Graben und auch das Geländ’,
so daß der Aff hinüberrannte …

So war der Aff’ bei der Mathilde,
daran war nicht zu rütteln.
Und auch Mathilde stimmte milde:
Sie konnte Hummers Rüssel schütteln!

© Kay Fischer 2011

Eine Ente geht in Rente 

Eine Ente geht in Rente
und das macht sie ganz al dente
doch dann kommt rasch die Polente
und die spricht mit dieser Ente.

Doch die Ente ist in Rente
und das sagt sie vehemente
zu der gierigen Polente
und dann fliegt sie nach Malente.

Doch der Plot ist nicht zu Ente
auch Polente geht in Rente
und auch sie fährt nach Malente
aber ist das kompetente?

In Malente sucht Polente
unsre liebe gute Ente
doch die ist ganz penetrente
und verläßt die Stadt Malente.

So sucht noch immer die Polente
unsre Ente in Malente.
… und jetzt ist der Plot zu Ente.

 

© Kay Fischer, 2006/2010

Gute Fahrt! 

Es muß kein ‘Gran Torino’ sein,
es reicht auch ein ‘Rolls-Royce’.
Max Pumpe geht, läßt uns allein –
und sucht sich etwas Neu’s.
So wünschen wir für Deine Fahrt
den ‘Opel-Kapitän’?
Vielleicht tut’s auch der kleine ‘Smart’ –
Du kommst schon an, wirst seh’n!

© Kay Fischer, 2009

Der Pferdeapfel

Es furzt das Pferd im Morgentau,
die Wiese grün – der Himmel blau.
Da kommt ein Maulwurf, blind, und winkt
und sagt dem Pferd: “Hallo, es stinkt!”

Doch dieses ist nicht wirklich müde
und darüber auch nicht prüde –
läßt einen Apfel rasch herunter,
zu dumm – der Maulwurf steht darunter.

So steht er da, mit voller Pracht,
mit dem, was nun auf ihn gekracht
und schimpft erbost: “Oh Gott, oh Graus!”
Der Apfel kam von hinten raus!

Darauf empört sich schnell das Pferd
und fragt gleich an, wer sich beschwert.
Es sei noch niemals hier passiert,
daß jemand solche Wort’ verliert!

Der Maulwurf schreit: “Du bist wohl blind?”
Darauf das Pferd: “Wer schreit, der spinnt!”
Da sagt der Maulwurf: “Ich zieh’ Leine!”
und zwickt dem Pferd noch in die Beine. 

Das Pferd schlägt aus – der Maulwurf fliegt …
jetzt steht die Frage, wer wohl siegt?
Der Maulwurf landet – das ist neu:
in einem Kübel voll mit Heu.

So liegt der Maulwurf weich im Bett.
Das Pferd findet das gar nicht nett,
daß jemand hier im Essen hockt,
das hat es sich jetzt eingebrockt.

Doch das Pferd, das steht auf Wiesen,
muß ganz plötzlich lautstark niesen.
So fällt der Maulwurf auf die Erde,
der sich fragt, was aus ihm werde.

Er fällt, das muß ich wirklich sagen,
in sein Loch, das selbst gegraben.
Das Pferd scharrt schnell die Erde drüber 
und sagt dann noch: “Das war’s, mein Lieber!”

Und die Moral von der Geschicht?

Ja, ich weiß es selber nicht!

© Kay Fischer, 2007

Es rülpst der Elch

Es rülpst der Elch im Abendlicht,
er hat die Müh – er hat die Gicht.
So rülpst er langsam ganz in Ruh –
da sieht er plötzlich eine Kuh.

Diese mit dem Euter winkt,
der Elch nun mit der Fassung ringt.
Doch da er hat die böse Gicht,
reicht es zum Rüberhüpfen nicht.

Dazwischen nämlich steht ein Zaun,
den hat der Bauer hingehaun.
Der wußte schon, warum und wo,
jetzt wird der Elch erst recht nicht froh.

Doch die Kuh ist gar nicht dumm,
geht um den Holzzaun außen rum.
Dort wurde glatt ein Pfahl vergessen,
vielleicht wurd’ er auch aufgefressen –

in steter Müh, mit viel Geschick,
von einem Biber, klein und dick?
So steht vorm Elch nun diese Kuh
und fragt den Elch: “Sind wir per Du?”

Doch dieser grunzt vor Schmerzensgicht,
da sagt die Kuh: “Na gut, dann nicht” –
und trabt zurück auf ihre Wiese,
jetzt kriegt der Elch erst recht ‘ne Krise.

Er grölt ganz laut, das Herz bleibt stehn –
jetzt wird er aus der Elchwelt gehn!
Die Kuh gab ihm also den Rest,
seitdem spricht man von dem ‘Elchtest’.

© Kay Fischer, 2007/2010